Liebe Freunde Osteuropas! Heute sind dann noch die #Osteuropa-Romane von August 2025 dran. Diesmal gibt es Bücher aus unter anderem der Ukraine, Russland, Estland, Finnland und Georgien.

Im Jahr 2018 hat der ukrainische Schriftsteller Artem Tschapaj auf Ukrainisch sein Buch „The Ukraine“ (bewusst wurde der englische Titel gewählt) herausgebracht. Darin enthalten sind eine Vielzahl an kurzen Erzählungen, die die Grenze zwischen Sachbuch und Fiktion verwischen. Nun ist es auch in deutscher Übersetzung erschienen. Es geht etwa um die Geschichte „Pan Ivan und die drei Bären“, in der eine Gruppe ukrainischer Männer den Bären in den urbanen Mythen gleichen, die sie sich gegenseitig erzählen. Oder „Die ausbeuterische Maklerin“, die die Begegnung eines gestressten jungen Mannes mit einer engelsgleichen Maklerin in Kyjiw beschreibt, als er für sich und seine schwangere Frau eine Wohnung sucht, und in die Erzählung „Marmelade“, die von Tschapajs illegaler Einreise in die verstrahlte Zone von Tschernobyl erzählt und wie unglaublich friedlich es dort im Vergleich zu einem Land im Krieg scheint. Tschapaj hat sich nach der russischen Großinvasion freiwillig für die Armee gemeldet.

Ebenfalls in der Ukraine spielt der Roman „Die Beschützerin“, geschrieben ist er von dem russischen Schriftsteller Sergej Lebedew. Die Namensgeberin des Romans ist Marianna, die 30 Jahre lang als Leiterin einer Wäscherei im Donbas gearbeitet hat. Es geht um den Juli 2014, als die Russen MH17 abgeschossen haben, und Trümmer sowie Leichenteile auf die ukrainische Landschaft herunterfallen. Auch die Tochter Mariannas, die junge Studentin Shanna, spielt eine große Rolle in dem Buch. „In bestürzenden, poetischen Bildern erzählt Sergej Lebedew vom Schmutz, der nicht wegzuwischen ist, und vom Bösen, das immer wiederkehrt“, heißt es im Klappentext.

Die in Leningrad geborene deutsche Autorin Wlada Kolosowa hat im vergangenen Monat ihr fünftes Buch herausgebracht. In „Mutters Sprache“ geht es um zwei Frauen und einen Säugling. Lisa lebt seit 20 Jahren in Deutschland und will ihre russische Vergangenheit hinter sich lassen. Doch ihr Kind schläft nur ein, wenn sie ihm russische Lieder vorsingt. Als ihre Hebamme überstürzt nach Russland reist, begleitet sie sie. „Es beginnt eine Reise durch ein Land, in dem Werbung für den Krieg neben der für Waschpulver läuft. Dort müssen sich die beiden Frauen ihrem Begehren stellen – und ihrer Vergangenheit“, so der Klappentext.

Und noch eine in Russland geborene und in Deutschland lebende Autorin hat ein Buch herausgebracht, in diesem Fall sogar ihr Debutroman. In „Moscow Mule“ geht es um die Nullerjahre in Russland und die beiden Freundinnen Karina und Tonya. Sie studieren, sind beste Freunde und träumen beide davon, nach Europa auszuwandern. Doch Karinas Träume, die sie ehrgeizig verfolgt, stellen die Freundschaft mit Tonya auf eine schwere Probe.

Und noch eine in Russland geborene Autorin hat einen neuen Roman geschrieben. In „Eine Chance ist ein höchstens spatzengroßer Vogel“ schreibt Yulia Marfutova über Marina und ihre Töchter. Marina wollte immer raus aus der Sowjetunion, ihre Kinder wollen später wissen, wie ihre Mutter als junge Frau gewesen ist. Und mehr über ihre Großmutter erfahren, die sie nie kennengelernt haben.

Die Autorin Kaśka Bryla ist zwischen Wien und Warschau aufgewachsen. In ihrem neuen Roman „Mein Vater, der Gulag, die Krähe und ich“ geht es um die Autorin selbst, wie sie im Sommer 2020 mit einem schweren Krankheitsverlauf zu kämpfen hat. Kraft schöpft sie durch die inneren Gespräche mit ihrem Vater, der als Mitglied der polnischen Untergrundarmee im Gulag war. Und durch das Krähenbaby Karl, das sie pflegt. Das Buch ist auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2025.

Die deutsche Übersetzerin und Autorin Renate Schmidgall ist Polen schon lange verbunden. Sie übersetzte eine Vielzahl an polnischen Werken, etwa von Andrzej Stasiuk, Wisława Szymborska und Adam Zagajewski. In ihrem Gedichtband „Kein Verlass auf Uhren und Gestirne“ hat sie sich deshalb stark von der polnischen Lyrik beeinflussen lassen. „Ihre Gedichte verdanken sich der genauen Beobachtung, oft gewöhnlicher Dinge, die Sprache ist einfach und doch poetisch. Denn das Poetische lauert überall, auch im Alltag – man muss es nur erkennen“, heißt es im Klappentext.

Der zweite Roman der estnischen Autorin Carolina Piheglas ist jetzt auf Deutsch erschienen. In „Schnittlinie“ geht es um die junge Frau Liine, die nach einer gewaltvollen Beziehung ins Landhaus der Familie zurückkehrt. Zur Ruhe kommen ist aber schwer, wenn direkt in der Nähe Kriegsgeräusche eines Truppenübungsplatzes zu hören sind, der sich noch erweitern soll auf das alte Bauernhaus, in dem sich Liine nach langer Zeit wieder sicher fühlt, und das Dorf zu zerstören droht.

Sam Wachmann, US-Amerikanischer Schriftsteller mit ukrainischen Wurzeln, hat einen Coming-Out-of-Age-Roman veröffentlicht, der in der Ukraine zur Zeit der russischen Großinvasion spielt. In „The Sunflower Boys“ geht es um den zwölfjährigen Artem aus Tschernihiw, der seine Gefühle für seinen besten Freund entdeckt, während der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sein Leben zerstört. Nach dem Tod von Mutter und Großvater flieht er mit seinem kleinen Bruder quer durchs Land, getrieben von der Hoffnung, den Vater wiederzufinden – und von dem Willen, zu überleben.

Der in Vilnius geborene französische Schriftsteller Romain Gary (1914-1980) hat im Jahr 1945 seinen ersten Roman „Éducation européenne“ herausgebracht. In deutscher Übersetzung erschien er erstmals 1962 unter dem Titel „General Nachtigall“. In dem Roman geht es um Janek, fast noch ein Kind, der sich während in der Ferne die Schlacht um Stalingrad tobt im Winter im Wald verstecken muss. Er wird Kundschafter und Bote für die Polen, Ukrainer und Juden, die gegen die Besatzer kämpfen. Dann trifft er auf Zosia, die eine ähnliche Aufgabe hat. Ihre Liebe kommt zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Und doch begreifen sie unter den extremsten Bedingungen von Hunger, Kälte und Not, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Jetzt ist das Buch neu übersetzt mit dem Originaltitel „Europäische Erziehung“ erneut auf Deutsch erschienen.

Der serbische Schriftsteller Marko Dinić hat seinen zweiten Roman veröffentlicht. In „Buch der Gesichter“ geht es ins Belgrad des Jahres 1942. Isak Ras geht an dem Tag, an dem das okkupierte Serbien für „judenfrei“ erklärt wird, ein letztes Mal durch die Stadt. Er ist auf der Suche nach der Vergangenheit. Nach dem Verbleib seiner Mutter, die vor 21 Jahren verschwand. In acht Kapiteln erzählt Dinić aus acht unterschiedlichen Perspektiven, die am Ende die Lösung des Rätsels bieten sollen.

Die in der Sowjetunion geborene deutscher Schriftstellerin Katerina Poladjan hat im August ihren neuen Roman „Goldstrand“ herausgebracht. Wer jetzt direkt an Bulgarien denkt, liegt da goldrichtig. An eben jenem Ort an der bulgarischen Schwarzmeerküste wird Eli gezeugt, als der Strand noch eine Baustelle ist und erst Ferienort werden soll. 60 Jahre später blickt Eli auf sein Leben zurück, er war ein erfolgreicher Filmregisseur. Er mutmaßt und fabuliert seine Familiengeschichte, die durch ein ganzes Jahrhundert und quer über den europäischen Kontinent führt, von Odessa über Konstantinopel und Warna in Bulgarien bis nach Rom. 

In seinen Tagebüchern suchte Michail Prischwin (1873–1954) nach Sinn und Orientierung inmitten der Stalinzeit. Das Jahr 1936 führt ihn nach Kabardino-Balkarien, wo ihn der regionale Machthaber Betal Kalmykow gleichermaßen fasziniert und beunruhigt. Neben den Eindrücken aus der sowjetischen Peripherie spiegeln die Aufzeichnungen auch Prischwins Ringen um literarische Anerkennung und seinen Platz in den Moskauer Schriftstellerkreisen. Eveline Passets Übersetzung bringt die Ambivalenz zwischen Anpassung, innerer Freiheit und Selbstbeobachtung eindrucksvoll zur Geltung. Nun ist der dritte Band in deutscher Übersetzung erschienen.

In der günstigeren Taschenbuchausgabe ist jetzt „Das Wesen des Lebens“ der finnischen Autorin Lida Turpeinen. Ausgehend von der ausgestorbenen Stellerschen Seekuh erzählt sie von drei Jahrhunderten Naturforschung und menschlicher Obsession. Ein Schwerpunkt liegt auf der Großen Nordischen Expedition im 18. Jahrhundert, die Russland bis an die Beringsee führte, sowie auf der Arbeit der russisch-amerikanischen Kompanie in Alaska. So verknüpft Turpeinen die Geschichte osteuropäischer Entdeckungen mit globaler Naturzerstörung und unserem nie endenden Drang nach Erkenntnis.

Und noch eine Taschenbuchausgabe: In „Unschärfen der Liebe“ von Angelika Overath geht es um eine west-östliche Fahrt durch den Balkan. Im Nachtzug von Sofia nach Istanbul begibt sich Baran auf eine Reise, die sein Leben verändert. Zwischen der Entfremdung von seinem Partner Cla und der neuen Nähe zu Alva verschwimmen Erinnerungen, Begegnungen und Gegenwart. Auf der Fahrt durch Osteuropa verdichtet sich alles zu einer Entscheidung, die überraschende Konsequenzen hat.

Und zu guter Letzt ein Roman, der in Georgien spielt. In „A Dog in Georgia“ von der New Yorker Autorin Lauren Grodstein geht es um Amy Webb. Einst Köchin, hat sie in ihrer Rolle als Ehefrau und Stiefmutter sich selbst verloren. Als in Tiflis der berühmte Straßenhund Angel verschwindet, reist sie nach Georgien, um ihn zu suchen – und findet dabei mehr über sich selbst heraus. Zwischen Begegnungen mit Einheimischen, neuen Freundschaften und der reichen georgischen Kultur stellt sie sich Fragen nach ihrer Ehe, ihrem verlorenen Lebensweg und ihren eigenen Bedürfnissen. Am Ende geht es um mehr als nur einen Hund: um Selbstfindung, Freiheit und die Rückkehr zur eigenen Leidenschaft.

Avatar von thomasleurs

Published by

Categories:

Eine Antwort zu „Neuerscheinungen August 2025 (Romane und Gedichte)”.

  1. Avatar von Hans Gutbrod

    wunderbar, Danke für diese Zusammenstellung! Das Georgien Buch kannte ich, obwohl in Georgien und viel mit Straßenhunden engagiert, noch nicht!!!

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Hans Gutbrod Antwort abbrechen