
Liebe Freunde Osteuropas! Der August ist vorbei, Zeit für mein Monats-Update zur Osteuropa-Literatur. Sind wieder viele spannende Titel dabei und erfreulicherweise viel über und aus der Ukraine. Obwohl der Grund natürlich leider ein sehr trauriger ist.

Der für mich spannendste Titel im August ist definitiv „Bread & War“ von der Journalistin Felicity Spector. Spector beschreibt, wie die Menschen in der Ukraine im Krieg leben, aber von der kulinarischen Seite. Von den Militärküchen, die für Soldaten und Freiwillige kochen, bis hin zu den Köchen, die von der gehobenen Küche dazu übergingen, warme Mahlzeiten und Brotlaibe für bedürftige Familien zuzubereiten – Lebensmittel sind zu einem zentralen Bestandteil der Kriegsanstrengungen der Ukraine geworden.

Die italienische Osteuropahistorikerin Antonella Salomoni hat sich in ihrem neuesten Buch mit den Nazi-Verbrechen bei Babyj Jahr beschäftigt. In „The Ashes of Babi Yar“ geht es aber nicht schwerpuntkmäßig, was genau dort passiert ist, sondern was danach mit der Stätte gemacht und wie über sie geschrieben wurde. „Sie konzentriert sich insbesondere darauf, wie die Künste – Prosa, Poesie, Musik, Architektur und Malerei – eine kollektive Erzählung prägten, die trotz Unterdrückung eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung der Geschichte und Erinnerung an den Völkermord spielte“, heißt es im Klappentext.

Ebenso die Zeit des Zweiten Weltkriegs behandelt Katrin Reichelt in ihrem Buch „Die Last der Angst: Hilfe für verfolgte Juden in der nationalsozialistisch besetzten Ukraine und auf der Krim 1941-1944“. Der vorliegende Band zeigt verschiedene Perspektiven und Dimensionen menschlicher Hilfe inmitten der tödlichen Verfolgung der ukrainischen Juden. Das allgegenwärtige Risiko der Todesstrafe und die langen Jahre der Angst trugen alle Beteiligten gemeinsam.

„Europa, wach auf!“ heißt das neue Buch der deutschsprachigen Autorin Nino Haratischwili. Darin enthalten ihre Reden und Essays über Freiheit, Werte und Demokratie. Durch Putins Imperialismus, seinen Krieg gegen die Ukraine und auch seinen steigenden Einfluss in Georgien werden solche Bücher wie das von Haratischwili umso wichtiger.

Ihr wollt nicht nur von Politikern und Professoren über die Ukraine aufgeklärt werden, sondern auch von den Ukrainern selbst. Dann könnte das Buch „Ukraine Museum: Berlin Story Bunker“ von Wieland Giebel und Enno Lenze. Darin enthalten sind Interviews mit Ukrainerinnen und Ukrainern in mehreren Städten und im Berlin Story Bunker. Zudem geht es um ausgestellte Cruise Missiles und Drohnen im Museum und um das, was Enno Lenze und sein Team an die Front geliefert hat.

Auch sehr nah an die Ukrainer im Krieg geht es in „This Is How It Was: A Ukrainian Officer’s 691 Days In Russian Prisons“ von Vahur Laiapea und Serhiy Kazimir. Letzterer ist ein ukrainischer Offizier, der im März 2022 in russische Gefangenschaft geraten ist und nach 691 Tagen durch einen Gefangenaustausch am 31. Januar 2024 freikam. Laiapea hat seitdem viele Interviews mit ihm geführt. „Es ist Serhiys unverfälschtes Zeugnis seiner Tortur. Während diese Zeilen geschrieben werden, ist Serhiy wieder an der Front und verteidigt die Ukraine in der Nähe von Pokrowsk im Donbass“, heißt es im Klappentext.

Der künstlerischen Seite im russischen Krieg gegen die Ukraine hat sich Mitja Velikonja bewidmet. Für sein Buch „Ukrainian Vignettes: Essays on the Culture at War“ hat er auf seinen Reisen in die vom Krieg heimgesuchte Ukraine Tausende von Bildern der Kriegskultur, die er auf der Straße und im Alltag sah, von Bäckereien, Verkehrsschildern, Plakatwänden und Wandmalereien bis hin zu nicht genehmigten Graffiti fotografiert. „Diese Straßenikonografie, die mit einem patriotischen Vokabular ausgestattet ist, wurde auch durch seine Gespräche mit Menschen, die Szenen der Zerstörung, des Elends und vor allem durch den starken Willen zum Widerstand geprägt, aus dem alltäglicher Heldentum entsteht“, heißt es im Klappentext.

Die Anthropologin A. Austin Garey hat sich genauer mit KVN (Club der Fröhlichen und Cleveren) beschäftigt. KVN wurde in den 1960ern in der Sowjetunion gegründet. Dort konnten sich junge Comedy-Talente ausprobieren (einer von ihnen war auch Wolodymyr Selenskyj). Auch nach dem Zusammenbruch der UdSSR blieb die Show populär. „Auf der Grundlage von Feldforschungen in Russland und der Ukraine zwischen 2015 und 2019 vergleicht Garey die KVN-Traditionen in zwei postsowjetischen Nationalstaaten, die sich im Krieg befinden. Eine Reihe miteinander verbundener, grenzüberschreitender Geschichten aus 60 Jahren veranschaulicht, wie Lachen und Unterdrückung im langen kulturellen Kontext des Krieges in der Ukraine miteinander verflochten sind“, heißt es im Klappentext.
Hier kann das Buch kostenlos heruntergeladen werden. https://uclpress.co.uk/book/leagues-of-laughter/

Im vergangenen Jahr hat Viv Groskop ihr Buch „One Ukrainian Summer: A memoir about falling in love and coming of age in the former USSR“ herausgebracht. Jetzt ist es in der günstigeren Taschenbuchausgabe zu haben. Darin erzählt sie vom Herbst 1993, als sie als junge Frau ein Auslandsstudienjahr in der Ukraine verbringt. Sie ist mit ihren Freunden auf Partys, Konzerten und in Kneipen unterwegs. „Niemand diskutiert darüber, ob es besser ist, Ukrainisch statt Russisch zu sprechen, wo genau die Grenze verläuft oder wie unbestreitbar rosig die Zukunft ist. Natürlich werden die guten Zeiten andauern. Denn die Sowjetunion ist vorbei. Oder etwa nicht?“, heißt es im Klappentext.

Nach den Wahlen in Belarus 2020 ist es zu beispiellosen Protesten in dem Land gekommen. Was kurz davor, während der Proteste und danach passiert ist, darum geht es in dem Buch „Belarus: Faces of Resistance“ von Olga V. Solovieva, die slawische Literaturen an der Universität Toruń lehrt. Das Buch enthält Material aus Rundtischgesprächen, Ausstellungen, Interviews, Seminaren und Kommentaren, die sich mit der Situation in Belarus vor, während und nach den Protesten befassen. Diese Sammlung soll der internationalen Gemeinschaft helfen, die belarussischen Proteste von 2020 zu verstehen: ihre Geschichte, ihren Kontext, ihre Dynamik, ihre globale Vernetzung sowie ihre Folgen und Auswirkungen, heißt es im Klappentext.

Kunst spielt für die Ukrainer auch im Krieg – und vielleicht besonders dann – eine große Rolle. Zwei Bände sind zu dem Thema bereits im ibidem-Verlag erschienen. Jetzt sollen im Band „The Arts of War: Ukrainian Artists Confront Russia: Year Three“ von Blair A. Ruble die vorgestellten Geschichten aus dem dritten Kriegsjahr zeigen, wie die Ukrainer durch die Kunst die Bedeutung ihres Landes und ihrer Kultur erforscht haben und wie die Kunst und ihre Schöpfer die Ukrainer befähigt haben, sich den russischen Invasoren zu stellen.

Und noch ein ibidem-Buch: Dass Russland hart in den Faschismus steuert, dürfte so ziemlich jedem klar sein. Wer sich damit genauer beschäftigen und auf den aktuellen Stand der Forschung bringen will, dem sei „Russia and Modern Fascism“ von den Herausgebern Ian Garner und Taras Kuzio empfohlen. Der „Band versammelt führende Experten in der ersten wissenschaftlichen Studie über einen neuen russischen Faschismus, der sich sowohl auf eindeutig moderne Formen der Kontrolle und Gewalt als auch auf historische Präzedenzfälle stützt. Eine Reihe von theoretischen Debatten und Fallstudien aus verschiedenen Disziplinen machen diese Studie zu einer wegweisenden Untersuchung der modernen russischen Politik“, heißt es im Klappentext.

Ein mit gut 150 Euro doch ziemlich teures, aber spannend klingendes Buch haben die beiden auf Migrationsstudien spezialisierten WissenschaftlerInnen Małgorzata Dziekońska und Kamil Luczaj herausgegeben. In „Assistance to Ukrainian War Refugees in Central Europe (2022-2024)“ geht es um die Erfahrungen von Millionen Ukrainern, die in Nachbarländern Zuflucht gesucht haben, und beleuchtet die vielfältige Unterstützung, die sie erhalten haben. Mit Schwerpunkt auf Polen, Tschechien, der Slowakei und Moldawien beleuchtet das Buch sowohl die Hilfe dieser Länder als auch die persönlichen Geschichten derjenigen, die davon profitiert haben. Das Buch soll für Wissenschaftler und Praktiker aus dem NGO- und Regierungsbereich interessant sein, die sich aktiv mit ukrainischen Flüchtlingen in Ländern befassen.

2021 führte die Journalistin und Filmemacherin Elena Yakovich ausführliche Interviews mit der dritten Ehefrau von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), die ihm in seinen letzten dreizehn Lebensjahren eine wichtige Stütze und kreative Partnerin war. Aus dem Material des 2022 veröffentlichten Films entstand das Buch „Zu zweit: Irina Antonowna Schostakowitsch – Mein Leben mit Dmitri Schostakowitsch“. Irina Schostakowitsch berichtet von den Lebensumständen des Eheepaars zur Sowjetzeit, von persönlichen Erlebnissen und Begegnungen – etwa mit Benjamin Britten, Anna Achmatowa, Andrei Sacharow oder Alexander Solschenizyn – aber auch von politischen Repressalien.

Harry Potter ist ein weltweit bekanntes Buch und ist natürlich auch in Russland auf den Markt gekommen. Und hat dort nicht unbedingt nur Freunde gehabt. Zu welchem Problemen es gekommen ist hat der Professor Eliot Borenstein in seinem Buch „The Politics of Fantasy: Magic, Children’s Literature, and Fandom in Putin’s Russia“ beschrieben. Borenstein schreibt über die „Kulturkriege und moralische Panik, die in Russland durch westlich inspirierte Kinderliteratur ausgelöst wurden, und reicht dabei bis in die Sowjetzeit und die Invasion der Ukraine zurück. Als Kulturprodukte, die sich vordergründig an Kinder richten, wurden die Harry-Potter-Bücher und -Filme zum perfekten Objekt für Kritik, Übersetzung, Adaption, Parodie, Angriff, Nachahmung und Meme-Erstellung, wodurch die Russen sich ihren eigenen Platz auf dem weltweiten Markt der magischen Multiversen sichern konnten“, heißt es im Klappentext.

Vor einem Jahr erschienen und jetzt als Taschenbuch herausgekommen ist „The Traitor’s Daughter: Captured by the Nazis, Pursued by the KGB, My Mother’s Odyssey to Freedom from Her Secret Past“ von Roxana Spicer. Sie hat lange über ihre Mutter Agnes Spicer recherchiert, über ihre Leben in Lenins Sowjetunion, in das sie hineingeboren wurde, ihre Zeit als Soldatin in der Roten Armee und ihre drei Jahre in Nazi-Gefangenschaft in Deutschland. Über all das wollte die Mutter nichts erzählen. So machte sich die Journalistin und Dokumentarfilmerin Roxana Spicer selbst auf die Suche. Das Ergebnis ist dieses Buch.

Und noch eine Autorin hat sich mit der Geschichte ihrer Mutter beschäftigt. In „The Golden Daughter: My Mother’s Secret Past as a Ukrainian Slave Worker in Nazi Germany“ erzählt Halina St. James von ihrer Mutter Maria, die als Teenager in der Ukraine von den Nazis entführt und als Sklavin nach Deutschland verschleppt worden war. All das erfährt die Autorin erst durch den Nachlass ihrer Mutter. Die Geschichte: Nach dem Krieg wurde Maria in einem Lager für Vertriebene schwanger. Sie heiratete den Vater, einen älteren Mann aus einer polnischen Adelsfamilie. Doch ihr Leben änderte sich, als ihr Mann ihr einen Freund vorstellte, einen jungen polnischen Freiheitskämpfer. In Kanada verriet der jüngere Mann seinen Freund und floh mit Maria und Halina. Die Briefe machten Halina klar, wie wenig sie über ihre Mutter und ihr Erbe wusste. Nachdem sie die seit einem Jahrhundert verborgenen Wahrheiten aufgedeckt hatte, konnte Halina endlich Frieden mit ihrer Mutter, ihrem Vater – und sich selbst – schließen.

Der erfolgreichste deutschsprachige russische Autor Wladimir Kaminer ist auch weiterhin fleißig am Schreiben. Jetzt ist „Das geheime Leben der Deutschen“ von ihm erschienen. Diesmal geht es aber nicht um seine Schwiegermutter oder andere Familienmitglieder. Diesmal hat sich Kaminer, wie es der Titel schon verrät, die Deutschen vorgenommen. Und will uns zeigen, dass – um das Besondere oder Exotische zu finden – wir gar nicht in die Ferne reisen müssen, sondern es quasi direkt um die Ecke bei uns entdecken können.

Als E-Book bereits zu haben, Freunde des Haptischen müssen sich noch bis Mitte Oktober gedulden, ist „Central Europe: The Death of a Civilization and the Life of an Idea“ von Luka Ivan Jukic erschienen. Der in London lebende Journalist und Historiker geht durch die Jahrhunderte Mitteleuropas, beschreibt deren Geschichte. Die Vertreibungen, die Zerstörung der Weltkriege, die neue Frontlinie eines globalen Kalten Krieges. Bis heute scheint „Mitteleuropa” eine Rolle zu spielen, von der russischen Aggression bis zur Uneinigkeit Europas. Warum ist es in unserer Zeit nach wie vor eine so mächtige politische Idee?, fragt der Autor im Klappentext.

Der US-amerikanische Literaturkritiker und Slawist Gary Saul Morson (Jahrgang 1948) hat schon einen Haufen Bücher geschrieben. Sein neuestes Werk von 2023 ist jetzt im Taschenbuchformat zu kaufen. In „Wonder Confronts Certainty: Russian Writers on the Timeless Questions and Why Their Answers Matter“ beschreibt er „die russische Literaturtradition als einen Streit zwischen einer radikalen Intelligenz, die kompromisslos der Ideologie auf dem Weg der Revolution und Gewalt folgte, und Schriftstellern, die sich immer tiefer mit der menschlichen Existenz auseinandersetzten“.

Für diejenigen, die sich schon zum Frühstück die ersten Piroggen in die Pfanne hauen, ist jetzt das Buch erschienen: „The Pierogi Problem: Cosmopolitan Appetites and the Reinvention of Polish Food“. Fabio Parasecoli, Professor am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der New York University, hat sich mit der kulinarischen Landschaft Polens beschäftigt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben sich die Polen vermehrt für die ausländische (westliche) Küche interessiert. „Heute jedoch werden Zutaten, Kochtechniken und Gerichte, die einst als gewöhnlich oder als Teil der unangenehmen Vergangenheit des Landes galten, neu interpretiert, um den Veränderungen in den kulturellen Hierarchien Rechnung zu tragen“, heißt es im Klappentext. Na dann, guten Appetit!

Ich muss zugeben; von Anastas Mikojan habe ich noch nie etwas gehört. Der Historiker Pietro A. Shakarian hat über diesen Mann ein ganzes Buch geschrieben. Mikojan war ein sowjetischer Politiker armenischer Herkunft. Unter Stalin und Chruschtschow hatte er verschiedene Ministerposten inne und spielte auch unter Breschnew eine politische Rolle. Weniger bekannt ist über ihn seine entscheidende Rolle beim Abbau und der Ablehnung des stalinistischen Erbes sowie bei der Ausrichtung von Chruschtschows Nationalitätenpolitik auf eine stärkere Dezentralisierung und kulturelle Entfaltung der Nationalitäten. „Basierend auf neuen Entdeckungen aus russischen und armenischen Archiven soll das Buch von Shakarian die erste große biografische Studie in englischer Sprache über eine Schlüsselfigur der sowjetischen Politik sein, so der Klappentext.

Der Musik- und Theaterwissenschaftler Eckart Kröplin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Komponisten Richard Wagner. In seinem Buch „Richard Wagner und Russland“ geht es wie der Titel schon sagt um das Verhältnis des Musikers mit Russland und umgekehrt. We Wagner als Kapellmeister in Riga tätig war, sein Verhältnis zum russischen Revolutionär Bakunin, seine große Konzertreise 1863 nach Petersburg und Moskau, das Verhältnis russischer Musiker und Dichter zu dem deutschen Komponisten.

Jekatherina Lebedewa, Professorin für Übersetzungswissenschaft Russisch an der Uni Heidelberg, hat ein 88 Seiten schmales Büchlein über ihre Mutter Lola Debüser geschrieben. Geboren 1934 mit deutschen und ungarisch-jüdischen Wurzeln flüchtete sie vor Hitler nach Moskau. Als Kulturoffizierin der Roten Armee organisiert für deutsche Kriegsgefangene bei Stalingrad Theater- und Kulturarbeit. In Ostberlin legt sie ihr deutsches und russisches Abitur ab und studiert in Leningrad, wo sie ihre Liebe zur Literatur entdeckt. Ihre wichtigste Entdeckung ist der russischen Schriftsteller Andrej Platonow.

Hat jetzt eher weniger mit Osteuropa zu tun, aber die Neutralität Österreichs hat ja im russischen Krieg gegen die Ukraine auch wieder für mehr Gesprächsstoff gesorgt. Dazu hat der Historiker György Dalos das Buch „Neutralität und Kaiserschmarrn: Eine Geschichte Österreichs seit 1945“ herausgebracht. „Wie positionierte sich die Alpenrepublik im Kalten Krieg? Wie prägt dies auch heute noch das Verhältnis zu Russland? Fundiert und mit liebevoll-kritischem Blick verortet György Dalos die österreichische Nachkriegsgeschichte im mittel- und osteuropäischen Kontext. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die Österreichs Rolle in der Region und in Europa, seine Vergangenheit und seine Gegenwart besser verstehen wollen“, wird das Buch im Klappentext beworben.

Ein Kochbuch zur osteuropäischen Küche ist auch erschienen. Und zwar für Menschen mit einem Thermomix. Es gibt Rezepte wie Cevapcici vom Balkan, Soljanka aus Russland oder Baumkuchen aus dem Baltikum.

So, ab jetzt kommt nur noch teurere Fachliteratur. Zum Beispiel „Russia’s Long Twentieth Century: Voices, Memories, Contested Perspectives“. Das ist bereits 2016 erschienen und nun in mit neuem Cover in der zweiten Auflage. Das Buch behandelt die gesamte russische Geschichte vom Kaiserreich über die Sowjetunion bis hin zum postsowjetischen Staat und soll ein leicht verständliches Lehrbuch sein, das Studenten dazu anregt, sich intensiv mit der bewegten Vergangenheit Russlands auseinanderzusetzen.

Mit mehr als 900 Seiten ist im August der dickste Brocken „In der vorderen Reihe der Russlandhistoriker: Peter Hoffmann zum 100. Geburtstag“. Das dürfte eine Anspielung auf Hoffmanns 2006 erschienene Autobiographie „In der hinteren Reihe“ sein. In dieser Festgabe sind deutsch- und russischsprachige Beiträge von 21 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Russland, Österreich und Belgien vertreten. Im Mittelpunkt stehen die Geschichte Russlands im 18. Jahrhundert, die Osteuropa-Historiographie, die Periode nach der russischen Revolution von 1917 sowie Beobachtungen zu Hoffmanns Geburtsstadt Berlin.

Dann habe noch Wolfgang Gieler und Meik Nowak das Buch „Deutschlands Ukraine-Politik“ herausgegeben. Dabei geht es den beiden vor allem um die Entwicklungszusammenarbeit, die Außen- und die Sicherheitspolitik. Im Einzelnen werden die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Kontext des Ukraine-Konflikts, die Rolle nicht-staatlicher Entwicklungsakteure in der Ukraine, der Stellenwert der SDGs und deren Integration in die staatlichen Handlungsstrategien der Ukraine, die Auswirkungen des Krieges auf die europäische Sicherheitsarchitektur sowie Perspektiven für den Wiederaufbau des Landes behandelt.

Um Migration aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er Jahren geht es in „Out of the USSR: Travelling Women – Travelling Memories“. Wie der Titel schon sagt, untersucht das Buch, wie Autorinnen sich an ihr eigenes Leben und das ihrer Familien nach der Emigration erinnern und wie sie über ihr neues Wohnsitzland reflektieren, sei es Deutschland, Österreich, Israel, die USA oder Finnland. Die Kapitel verbinden Migration, Erinnerung und Gender Studies, um literarische Darstellungen dieser „reisenden” Frauen zu analysieren. Das Ziel des Buches soll sein, sowohl den Beitrag von Frauen zum Kulturtransfer als auch die Mobilität von Erinnerungen zu beleuchten.

Yana Meerzon, Professorin für Theaterstudien an der University of Ottawa, und der Autor Mikhail Kaluzhsky haben das Buch „Performing Censorship: The Russian Case“ herausgebracht. In diesem Buch geht es um Zensur in Russland. Es untersucht sowohl externe als auch interne Formen der Zensur, darunter die Aktionen einzelner Künstler und staatlich sanktionierte Proteste rechtsextremer Gruppen. Darüber hinaus befasst es sich mit der Schließung von Theatergruppen aufgrund von Vorwürfen der Misswirtschaft mit staatlichen Geldern. Das Buch bietet eine umfassende Analyse der Funktionsweise staatlicher Zensur im russischen Theater des 21. Jahrhunderts.

Mit der Literatur des postjugoslawischen Raums hat sich die Slawistin Ingeborg Jandl-Konrad beschäftigt. In ihrem Buch „Foto-Text und Sprechen: Trauma und Transformation in den postjugoslawischen Literaturen“ untersucht sie diese Traumata anhand zweier Ebenen: „Foto-Text“, also den Einsatz von Fotografien in literarischen Werken, und „Sprechen“, die sprachliche Vermittlung von Emotion, Suggestion oder Reflexion. Beide Konzepte zeigen, wie Bild- und Textstrategien Traumata verstärken oder bearbeiten und bieten zugleich ein Analyseinstrument für weitere gesellschaftspolitische Diskurse.

Und zu guter Letzt noch „The War between Russia and Ukraine: An Intercontinental Peace Ethical Conversation“ von Nicol Kunkel und Torsten Meireis als HerausgeberInnen. Dass der globale Süden den russischen Krieg anders sieht, als wir Europäer, ist bekannt. Das Buch vereint Stimmen aus Theologie, Politikwissenschaft und Friedensethik von drei Kontinenten zu einem interkontinentalen öffentlichen theologischen und interdisziplinären Dialog über Friedensethik, der dekoloniale Perspektiven berücksichtigt, ohne den Anspruch auf universelle Gültigkeit der Menschenrechte aufzugeben. Bleibt die Frage, wie sehr russische Realitäten in dem Buch ignoriert, verschwiegen oder schöngeredet werden.
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