
Liebe Freunde Osteuropas! Heute stelle ich euch noch die neu erschienenen Romane mit #Osteuropa-Bezug von Mai 2025 vor. Diesmal sind Bücher aus Polen, der Slowakei, Rumänien, Georgien, Lettland, der Ukraine und ein paar deutschsprachige Autoren mit osteuropäischen Wurzeln dabei.

Eine Mischung aus Geistergeschichte und literarischer Thriller hat die in Toronto lebende Autorin Alexis von Konigslow mit „The Exclusion Zone“ vorgelegt. Hauptfigur ist die Wissenschaftlerin Renya, die in die Sperrzone bei Tschernobyl fährt, um dort historische Aufzeichnungen über die Katastrophe 1986 zu untersuchen. Bald kommen Fragen auf. Wer finanziert ihre Forschung? Warum stimmen die Ergebnisse der Wissenschaftler nicht? Und was wollen diejenigen, die in den Ruinen der verlassenen Stadt in der Nähe ihr Unwesen treiben? In dieser atmosphärischen Erzählung verwebt von Konigslow die Kämpfe von Frauen in der Wissenschaft mit den Auswirkungen der Politik, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, auf die Menschen und auf die Umwelt.

Im Lettland der Zwischenkriegszeit spielt der Roman „Eismeer“ von Dace Vigante. Es geht um Irma, die durch Stalins Säuberungsaktionen mi ihrem Mann nach Sibirien verschleppt wird und ihre beiden Kinder die darauffolgenden 16 Jahre nicht wieder sieht. Als sie 1956 wieder nach Lettland zurückkehrt, erkennt sie ihr Land nicht wieder und ihre Kinder sind ihr fremd. „Es ist die Geschichte von Frauen, die durch die engste mögliche Verwandtschaft und das grausamste Jahrhundert der Menschheitsgeschichte zugleich verbunden und getrennt sind“, heißt es im Klappentext.

Die ukrainische Dichterin Ija Kiwa kommt aus Donezk. Erst schrieb sie auf Russisch, zu Beginn des russischen Kriegs wechselte sie ins Ukrainische. In englischer Übersetzung ist jetzt „Silence Dressed in Cyrillic Letters“ von ihr erschienen. Ihre Gedichte spiegeln auch ihren gemischten ukrainischen, russischen und jüdischen Hintergrund wider und tragen zur Definition der heutigen Ukraine bei – einem kulturell und sprachlich vielfältigen, souveränen Land. Während die Ukraine um ihre Existenz kämpft, bietet Kiva lyrische Gedichte, die das tiefe Trauma des Krieges anerkennen und gleichzeitig Liebe und Hoffnung ausstrahlen.

Die serbische Schriftstellerin Barbi Marković hat einen neuen Roman veröffentlicht. In „Stehen, Schimpfen, Spielen“ geht es um … ja, worum eigentlich? Es geht wohl um die Autorin selbst, ihr Schreiben, ums Schimpfen. Konkret geht es um eine Poetikvorlesung, die sie zwei Jahre im Voraus zugesagt hat und erst zwei Wochen vorher anfängt. Stress ist da sicher programmiert.

Eine wahre Geschichte hat sich die Südtiroler Autorin Bettina Gartner als Vorlage für ihren neuen Roman „Nelken für den Mörder“ ausgesucht. Und zwar geht es um den ungarischen Serienmörder Pipás Pista. Die Handlung spielt im Mai 1919 in Ungarn. Ein Mann bei den abgelegenen Bauernhöfen der Puszta scheint sich erhängt zu haben. Zumindest will man es so aussehen lassen. Zwei Polizisten ermitteln, werden dann aber durch eine überraschende Enthüllung selbst in Bedrängnis gebracht.

Von der Schweizer Autorin mit slowakischen Wurzeln Katarina Madovčik habe ich gleich zwei Romane auf der Liste. Da wäre einmal „Der zerschnittene Fluß“. Er ist bereits 2013 erschienen, aber wohl nun neu aufgelegt worden. Der junge, aufstrebende Jurist Nicolas verliebt sich in die türkischstämmige Semira, und sie sich in ihn. Doch da prallen zwei Familien und Kulturen aufeinander und sorgen wohl für ordentlich Probleme.

Und dann das Buch „Das Buch über alles“. Es spielt in einer fiktiven slowakischen Stadt in den Neunzigern. Die Hauptfigur Sofia lebt mit Mutter, Schwester plus deren Verlobten in spé und dem Großvater unter einem Dach. Der Großvater will ein Buch über alles schreiben, was Sofia fasziniert und so erzählt er ihr viele Geschichten ihrer Familie – tragische, lustige und komische. Geschichten aus seiner Jugend, Geschichten über die Willkürherrschaft des kommunistischen Regimes, Geschichten über Verzweiflung und Hoffnung in einer Welt, die es in den Neunzigerjahren nicht mehr gibt. Es fehlt noch das Buchcover, also vielleicht müssen wir noch etwas darauf warten.

Und noch eine slowakische Autorin hat ein Buch herausgebracht. In „Ostblockherz“ von Didi Drobna geht es um Didi, die ihren Vater nach langer Zeit im Krankenhaus wiedertrifft. Die Kommunikation fällt schwer, sie spricht kaum noch slowakisch, ihr Vater nur wenige Worte Deutsch. Die Geschichte eine schwierigen Vater-Tochter-Beziehung, „zwischen Ostblock und Westen, Patriarchat und Aufbruch, Sprachlosigkeit und Nähe“.

In die baltische Provinz Livland geht es in „Schloss Aicken“ von Alexandra von Grote. Der Roman ist eine Familiensaga einer ehemals reichen Adelsfamilie, die Jahrhunderte lang Teil des russischen Zarenreichs gewesen ist. Während es 1. Weltkrieges wird die Familie aus ihren Privilegien herausgerissen. Die Adelsfamilie muss in eine ungewisse Zukunft fliehen.

Der deutsche Schriftsteller David Safier hat sich eine besonders dunkle Zeit für seinen neusten Roman ausgesucht. Das Buch „Die Liebe sucht ein Zimmer“ spielt im Warschauer Ghetto 1942. Sara ist Schauspielerin und in Edmund verliebt. Gleich beginnt das Stück, das den Titel des Buches trägt. Dann eröffnet ihr ihr Ex-Freund Michal (gleichzeitig der Intendant des Theaters), dass er aus dem Ghetto fliehen und sie mitnehmen kann. Direkt nach dem 90-minütigen Stück. Doch was ist mit Edmund? Entscheidet sich Sara für die Flucht oder die Liebe?

Sie mittlerweile 87-jährige Lyrikerin Monika Taubitz kam in Breslau, damals die deutsche Prozinz Niederschlesien, zur Welt und erlebte die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Erfahrungen aus dem Jahr 1945 und 1946 hat sie in ihrem Buch „Durch Lücken im Zaun“ (erschienen 1977) festgehalten. Teile davon sind jetzt mit dem Titel „Wo diese Tage enden“ erneut herausgebracht worden.

Ein paar Romane sind im Mai in der günstigeren Taschenbuchausgabe erschienen. Darunter ist die „Enzyklopädie der russischen Seele“ von Viktor Jerofejew. In dem Buch will Russland wieder Supermacht werden. Doch wie? Der Geheimdienst und die Militärs müssen den mythischen „Grauen“ finden. Ein russischer Intelektueller schaltet sich ein, findet den „Grauen“ und stürzt sich mit ihm in Abenteuer und Liebschaften. Das Buch verspricht eine Mischung aus Roman, Krimi und Enzyklopädie zu sein, spannungsreich, philosophisch, ironisch und humorvoll.

Der Roman „Der Feuerturm“ des rumänischen Schrifststellers Catalin Dorian Florescu ist jetzt als Taschenbuch erschienen. Der titelgebende Turm ist 1892 in der rumänischen Hauptstadt errichtet worden. Florescu erzählt doch ein Jahrhundert rumänische Geschichte. Von Familie und Freundschaft, Verrat und Liebe, von der Kraft der Resilienz und vom sich wandelnden, nbunten und dann wieder traurigen Leben in der rumänischen Metropole.

Der Roman „Vor einem großen Walde“ des georgischen Schriftstellers Leo Vardiashvili ist nach etwas mehr als einem Jahr auch als Taschenbuch herausgekommen. Der Roman spielt in Georgien im Jahr 2010. Sabas Vater will nach seiner Mutter in Georgien suchen – sie waren nach dem Bürgerkrieg geflüchtet. Doch der Vater verschwindet in Tbilissi, ebenso der ältere Bruder. Also macht sich Saba auf die Suche, er findet Hinweise und muss in das von Russland besetzte Südossetien – durch einen großen Wald.

Und zu guter Letzt noch ein Buch für die ganz Kleinen. Von der Illustratorin Sofiia Borshch ist das Wimmelbuch „Zwischen Welten“ erschienen. Es handelt von den ukrainischen Flüchtlingen, die in die Schweiz gekommen sind. Wie leben sie? Was tun sie den ganzen Tag in einer ersten, vorläufigen Unterkunft? Welchen anderen Menschen begegnen sie dort? Wie ist der Kontakt zu den Bewohnern in der Nachbarschaft? Ihre Beobachtungen und Erfahrungen in der temporären Erstaufnahme Viererfeld in Bern hat sie in die sieben Wimmelbilder dieses Buchs verpackt.
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