
Liebe Freunde Osteuropas! Der Februar ist vorbei. Zeit zurückzublicken. Und es ist wirklich viel Neues erschienen.

Das wichtigste Sachbuch des Monats ist ganz klar „Nord Stream“ von Steffen Dobbert und Ulrich Thiele. Chronologisch erzählen sie die Geschichte dieser Pipeline, die deutschen Politiker, die diese vorantrieben und wie der Kreml sich mit der Zeit immer mehr Einfluss in Mecklenburg-Vorpommern erschleichen konnte. Ein Augen öffnendes Buch, wer die Fehler Deutschlands, die zum jetzigen russischen Krieg beitrugen, verstehen will.
Es gibt auch bereits eine Rezension von mir.

Nach nun drei Jahren russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fällt es vielleicht auch immer mehr Deutschen schwer, noch an einen Sieg für die Ukraine zu glauben. Was wir brauchen sind Visionen für die Zukunft. Passend dazu hat der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nun in deutscher Sprache den Essayband „Ukraine 2030: Vision einer Nation“ herausgebracht. Darin schreiben eine Vielzahl an bekannten Persönlichkeiten, Außenpolitikexperten, Schriftstellern und Historikern über die Ukraine, die über den westlichen Blick hinausgeht. Es geht vor allem um das Engagement der Ukraine für Freiheit und internationale Stabilität.

Jede Diktatur endet einmal. Auch Putins Macht wird irgendwann vorbei sein. Doch wie stürzen Diktatoren eigentlich? Genau damit hat sich der Sicherheitsexperte für ein Buch „Wie Diktatoren stürzen und wie Demokraten siegen können“ beschäftigt. Dazu hat er unter anderem mit Anführern von Revolutionen, mit Rebellen und Soldaten auf der ganzen Welt gesprochen. Ob man das Ganze, was Dirsus schreibt, auch auf das Putinregime anwenden kann, wird aus dem Klappentext nicht klar. Trotzdem sicher ein sehr lehrreiches Buch.

Habe ich das richtig im Kopf? Fast eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer sind in der Armee und kämpfen für die Freiheit ihres Landes. Eine davon ist Leutnant Julija Mykytenko. Sie kämpft seit Beginn der russischen Großinvasion im Donbas. Über ihre Erfahrungen als Soldatin hat sie nun mithilfe der Journalistin Lara Marlowe ein Buch mit dem bezeichnenden Titel „Ein Glück, dass ich den Tod nicht fürchte“ geschrieben. Durch das Buch kann man sicher einiges über ukrainische Resilienz lernen. Für mich persönlich gibt es aber noch einen weiteren Grund, dieses Buch zu lesen. Mykytenko ist wie ich studierte Linguistin.

Wenn ich das Gesicht von Victoria Amelina sehe, werde ich direkt traurig. Eine Ausnahmeschriftstellerin und unglaublich mutige Ukrainerin, die durch die Russen viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Nach der Großinvasion hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrechen der Russen zu dokumentieren. Ihre Aufzeichnungen sind nun auf Englisch mit dem Titel „Looking at Women, Looking at War“ erschienen. Und für wen Englisch zu schwierig ist, keine Sorge. Die deutsche Übersetzung kommt bereits im März mit dem Titel „Blick auf Frauen, den Krieg im Blich“ heraus.

Es gibt auch Russen die gegen den Krieg sind. Darunter bekannte Stimmen wie die Journalistin Jelena Kostjutschenko, die Feministin Darja Serenko oder der Schriftsteller Sergej Lebedew. Insgesamt 25 Stimmen russischer Autorinnen und Autoren sind in dem Band „Nein!: Stimmen aus Russland gegen den Krieg“ versammelt. In Geschichten, Gedichten, Essays und Theaterstücken soll laut Klappentext die kulturelle und ethnische Vielfalt widergespiegelt werden, die Russland eigentlich ausmache und nun unsichtbar geworden sei. „Sie erzählen vom veränderten Alltag, von Exil, Schuld und Verantwortung, bieten Reflexionen über moralische Entscheidungsmöglichkeiten in einem Moment, in dem das eigene Land aggressiv gegen Zivilbevölkerungen vorgeht – eine Erfahrung, die auch in die deutsche Geschichte eingeschrieben ist“, heißt es.

Es wird sich nicht vermeiden lassen. Wer sich mit den Problemen auf der Welt besonders auf Russland bezogen beschäftigen will, wird nicht umhinkommen, auch etwas über China lernen zu müssen. Wie die Geschichte des asiatischen Riesenreiches mit Russland verwoben ist, kann das jetzt in Buch „China und Russland“ der Historiker Sören Urbansky und Martin Wagner lesen. Urbansky und Wagner erzählen von den vergangenen 400 Jahren der Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern.

Anfang 2022 gab die Ukrainerin Olga Khomenko für japanische Medien ein Interview und merkte, wie wenig doch über die Ukraine und die Menschen aus dem Land bekannt sind. Das veranlasste sie zu ihrem Buch „The Faraway Sky of Kyiv: Ukrainians in the War“. Es enthält Erzählungen von Familienmitgliedern, Freunden und ehemaligen Studenten von Khomenko aus den ersten zwei Jahren der russischen Invasion in der Ukraine.

Für uns Ukraine-Unterstützer ist ja schon längst klar, dass der russische Krieg nicht die alleinige Schuld des Westens ist, sondern es selbst an Russland liegt und an der viel zu freundlichen Entspannungspolitik des Westens. Welche Fehler die USA in Osteuropa begangen haben durch die Fixierung der politischen Entscheidungsträger, sind auf unmittelbare, kurzfristige Problemlösungen und unangebrachte Hoffnungen und Ängste zurückzuführen. Alle sechs US-Präsidenten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verfolgten eine Politik für Russland, die Ukraine und Eurasien, die Russland ermutigte und seinem imperialistischen, jahrhundertealten Mythos der regionalen Hegemonie Vorschub leistete. Mit seinem Buch „The Folly of Realism: How the West Deceived Itself About Russia and Betrayed Ukraine“ will der in Kyjiw geborene und in den USA aufgewachsene Oberstleutnant a. D. der US Army Alexander Vindman die Torheiten westlicher Außenpolitik, die Quellen der gefährlichen Rückkehr des russischen Imperialismus entlarven und aufzeigen, wie dieser eingedämmt werden kann.

Die Jüdin Leokadia Justman hat den Holocaust überlebt. Als Jugendliche lebte sie in Polen. Mit ihrer Mutter kam sie nach Treblinka. Dann gelang ihr mit dem Vater die Flucht nach Tirol. Ihr Vater wurde ermordet und sie verstreckte sich mit einer Freundin in Innsbruck. Sie überlebte die letzten Kriegsmonate in der Region von Lofer, gelegen an der deutsch-österreichischen Grenze. Über diese Zeit hat sie eine Autobiografie geschrieben, die nun unter dem Titel „Brechen wir aus!: Als polnische Jüdin auf der Flicht in Tirol“ auf Deutsch erschienen ist.

Ok, das folgende Buch hat mit Osteuropa wahrscheinlich so gut wie gar nichts zu tun. Das einzige Osteuropäische ist die Autorin Tanya Raab, die in der Ukraine geboren wurde und mir drei Jahren als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland kam. In ihrem Buch „Shalom zusammen!“ will sie als queere und feministische Aktivistin zeigen, dass jüdisches Leben anders gelebt werden kann, als man es erwartet.

Und wieder um einen Juden, aber diesmal mit etwas mehr Osteuropabezug, geht es bei Marcus Ehrenpreis. Der schwedische Autor Gören Rosenberg hat sich mit dieser faszinierenden Person in seinem Buch „Another Zionism, Another Judaism“ beschäftigt. Ehrenpreis wurde 1869 in heutigen Lwiw geboren, war Sekretär von Theodor Herzl auf dem Ersten Zionistenkongress in Basel 1897, Großrabbiner von Bulgarien während zweier Balkankriege, Diplomat zur Verteidigung der europäischen Minderheiten, schwedischer Schriftsteller, der mit Joseph Conrad verglichen wurde, und Oberrabbiner einer der wenigen jüdischen Gemeinden Europas, die die Nazizeit unbeschadet überstanden. Der Lebenstraum von Ehrenpreis war es, eine Brücke zwischen „Israel“ und „den Völkern“ zu bauen.

Die Becksche Reihe bietet auf gut 130 Seiten knapp und gut zusammengefasst Wissen zu historischen Themen. Die „Geschichte Schlesiens“ von Arno Herzig ist jetzt nochmal in einer aktualisierten Ausgabe erschienen. Es geht vom Mittelalter, als das Land noch slawisch und deutsch besiedelt war, bis in die Gegenwart. Was genau in der aktualisierten Ausgabe neu ist, erfährt man aber nicht.

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat eine neue Antisemitismuswelle hervorgebracht. Der Schriftsteller Karl-Markus Gauß ist der Meinung, dass Antisemitismus von jener eines anstrebt: eine Welt ohne Juden. In seinem Essayband „Schuldhafte Unwissenheit“ porträtiert er weniger bekannte Gestalten der jüdischen Geistesgeschichte. Darunter auch Personen aus dem ostmitteleuropäischen Raum (Polen und Litauen).

Im Jahr 1985, als Gorbatschow die Führung der Sowjetunion übernahm, war der Warschauer Pakt ein robustes Militärbündnis. Nicht deutete darauf hin, dass dieses Bündnis in gerade mal sechs Jahren verschwinden würde. Was ist in diesen letzten sechs Jahren geschehen? Davon erzählt Mark Kramer in seinem schmalen 74 Seiten langen Buch „The Fate of the Soviet Bloc’s Military Alliance“.

Interessiert ihr euch dafür, was nach 2014 eigentlich auf der Krym los gewesen ist? Dann hätte ich vielleicht die passende Lektüre dafür. Die Professorin Greta Lynn Uehling erzählt in „Decolonizing Ukraine“ die unerzählten Geschichten der russischen Besetzung der Halbinsel von 2014 bis heute und enthüllt die Traumata der Kolonisierung, der Fremdbesetzung und der Vertreibung der Bevölkerung. Auf der Grundlage umfangreicher Feldforschung in der Ukraine, einschließlich über 90 persönlicher Interviews, bringt Uehling ihren Lesern das Leben der Menschen nahe, die sich Russlands Krym-Operation widersetzten und von denen viele in die von der Regierung kontrollierte Ukraine flohen.

Die Professoren Paul Chaisty und Stephen Whitefield haben ihr Buch „How Russians Understand the New Russia“ herausgebracht. Das Werk soll die erste Längsschnittstudie über die öffentliche Meinung in Russland zu dem politischen und wirtschaftlichen Machtsystem sein, das den Kommunismus abgelöst hat. Es biete Einblicke in die Art und Weise, wie die russischen Bürger ihre Ansichten über das neue Russland angepasst haben, und soll aufzeigen, welche Themen am meisten – und welche am wenigsten – umstritten sind. Chaisty und Whitefield verfolgen die öffentliche Meinung in Russland zu einer breiten Palette politischer Fragen, erörtern die politische Bedeutung des Wählens und Nichtwählens und gehen auf Probleme der Nationenbildung und der nationalen Identität ein. Schließlich wägen sie ab, wie sich der Ukraine-Krieg auf Russlands hybrides System auswirkt und ob eine Konsolidierung oder eine weiterer Streit wahrscheinlicher ist.

Es heißt, wer Moskau und Petersburg gesehen hat, hat Russland nicht gesehen. Und sicher ist da etwas Wahres dran. Denn jenseits der großen Metropolen sieht das Leben für die Russen ganz anders aus. Eine Stadt davon ist Pskow. Der Journalist Oward Amos hat ein Jahr in dieser Stadt gelebt. In seinem Buch „Russia Starts Here: Real Lives in the Ruins of Empire“ zeichnet er „ein lyrisches Porträt Russlands, wo es auf die NATO und die EU trifft – ein Ort der Grenzen und Begrenzungen, der ungewohnte und unbequeme Wahrheiten offenbart. In einem Land, in dem die Geschichte ausgelöscht, manipuliert und an den Rand gedrängt wurde, sind die Stimmen, die Howard Amos beleuchtet, ein starkes Gegenmittel gegen das Vergessen“.

Und zuletzt für heute noch das Buch „Ein Krieg wie kein anderer“ des deutsch-amerikanischen Historikers Jochen Hellbeck. Darin geht es um den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Auf Basis von weitgehend unbekannten Zeugnissen schildert Hellbeck, wie die Menschen in der Sowjetunion, Juden wie Nichtjuden, die deutsche Besatzung erlebten. Wir erfahren, wie sie die Deutschen sahen, lesen von Trauer und Unverständnis, Hass und Rachehandlungen, aber auch vom Willen, anders zu sein als die »faschistischen« Deutschen.

Das vom Osteuropahistoriker Jeronim Perović im März 2022 veröffentlichte Buch „Rohstoffmacht Russland“ ist jetzt in einer aktualisierten Ausgabe erschienen. Putins Macht und auch schon die der Sowjetunion baute sich unter anderem auf den Rohstoffen Öl und Gas auf. Der Autor ist sich sicher, dass „der Umgang Russlands mit seinem Rohstoffreichtum zentral ist, um den Entwicklungsweg des Landes und sein Verhalten in Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen.“

Der US-amerikanische General John S. Harrel hat sicherlich viel Ahnung von Kriegsführung. Zudem wurde er in den 1990er Jahren und 2006 in der ukrainischen Armee ausgebildet und befehligte 2005 ukrainische Truppen im Rahmen der NATO-Truppen im Kosovo. Anfang 2024 hat er das Buch „The Russian Invasion of Ukraine, February – December 2022: Destroying the Myth of Russian Invincibility“ herausgebracht, dass das erste Jahr der russischen Großinvasion beschreibt, darin nennt die Gründe für das Scheitern der russischen Invasion und erklärt umgekehrt, wie die ukrainische Verteidigung die Erwartungen übertraf, wobei er einräumt, dass auf beiden Seiten strategische Fehler gemacht wurden. Und jetzt ist das nächste Buch „The Russian-Ukrainian War, 2023: A Second Year of Hell and the Dawn of Drone Warfare“ erschienen, das nun das zweite Kriegsjahr beschreibt. Harrel berichtet darüber, wie sich Drohnen und unbemannte Luftfahrzeuge entwickelt haben, um die taktische, operative und strategische Ebene des Krieges zu dominieren.

Das Buch „Traumland“ des polnischen ZEIT-Journalisten Adam Soboczynski ist nun nach etwas mehr als einem Jahr in der günstigeren Taschenbuchausgabe zu haben. In dem Buch erzählt er von seinen polnischen Wurzeln, seiner Jugend in der Bonner und dem Erwachsensein in der Berliner Republik, von der großen Freiheit zwischen den Jahren 1989 und 2022, und wie sie verloren zu gehen droht – in beiden Teilen Europas. Im Osten wird sie von außen bedroht, im Westen durch innere Kämpfe.

Was den Ukrainern heute in den von Russland okkupierten Oblasten in der Ostukraine passiert, haben auch die Ostdeutschen zum Ende des Zweiten Weltkriegs erleben müssen. Der Historiker Hubertus Knabe, schildert auf eindringliche Weise das Vorgehen der sowjetischen Truppen in Ostdeutschland: die brutale Gewalt gegenüber Frauen und Alten, die Verschleppung Zehntausender in den Gulag, die willkürlichen Massenverhaftungen und die Wiederbelebung der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Der Terror der Nachkriegszeit schuf die Voraussetzung für die Etablierung der mehr als 40-jährigen SED-Diktatur in Ostdeutschland.

Wer sich mal tiefer mit Putins Kriegsrhetorik auseinandersetzen will, dazu hat Riccardo Nicolosi, Professor für Slavische Literaturwissenschaft an der LMU München, nun ein Buch herausgebracht. Natürlich ist Putin gegenüber Selenskyj rhetorisch ein kleines Licht. Aber seine Worte wirken. Wer sich also tiefer mit der Sprache Putins beschäftigen will, das Buch wäre vielleicht was.

Leonid Finberg, geboren 1948, ist ein prominenter jüdisch-ukrainischer Intellektueller. Sein Buch „My Ukraine – Rethinking the Past, Building the Present“ ist eine Textsammlung, die ein Zeugnis der verschiedenen Entwicklungsstufen von Finbergs Selbstverständnis und seinen Reflexionen über Kultur, Geschichte und Gegenwart der ukrainischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts, der posttotalitären Welt und soziopolitische Fragen der Gegenwart.

Was haben Kohl, Rote Bete, Kartoffeln, Karotten und Pilze gemeinsam? Sie kommen alle in dem Buch „Kapusta: Vegetable-Forward Recipes from Eastern Europe“ von Alissa Timoshkina. Die Autorin kommt selbst aus Sibirien und hat sich auf die osteuropäische Essenskultur spezialisiert. Es befinden sich in dem Buch Rezepte – fleischhaltige als auch vegetarische – und über die Kultur und Geschichten der Kulinarik in Osteuropa erfährt man auch etwas.

Der Mond ist weiterhin ein besonderes Ziel der Großmächte auf der Erde. Für das Artemis-Programm haben die USA sich mit internationalen Partnern zusammengetan. Doch China schmiedet für sein ambitioniertes Mondprogramm ebenfalls Koalitionen, etwa mit Russland. Die Welt wird Zeuge eines neuen Wettlaufs im Weltraum. Dieses Buch hilft zu verstehen, was diesmal anders ist als bei den ersten Mondflügen, wer die Regeln bestimmt und was das mit uns auf der Erde zu tun hat.

Die georgische Kulturwissenschaftlerin Irine Beridze hat sich intensiv mit Migrationsliteratur beschäftigt und dazu nun ein Buch herausgebracht. In „Neuere Migrationsliteratur: Transkulturelle Poetiken osteuropäischer Gedächtnisse nach 2010“ geht es um neue Generationen osteuropäischer Autor*innen, die nach dem Zerfall der Sowjetunion aus Georgien, Aserbaidschan und Russland nach Deutschland migrierten und ihre Werke publizierten. Sie brachten so ihre transkulturellen Erfahrungs- und Erinnerungsräume in die deutschsprachige Gegenwartsliteratur ein. Am Beispiel ausgewählter Romane verknüpft Beridze die literarische Gedächtnis- und ihre translinguale Spracharbeit mit fluiden Raumkonstruktionen – und hinterfragt so imperiale Lesarten von Migrationsliteratur.

So jetzt geht es zur höherpreisigen Fachliteratur. Die ukrainischen Soziologen Mischa Gabowitsch und Mykola Homanyk haben sich mit den ukrainischen Denkmälern im russischen Krieg beschäftigt. Also, was die Russen damit gemacht haben. Manche wurden abgerissen, manche stehen gelassen. Die Autoren wollen unter anderem beantworten, was uns der ukrainische Fall ganz allgemein darüber lehrt, wie Denkmäler für vergangene Kriege zur Rechtfertigung neuer Eroberungen genutzt werden können? Diese und weitere Fragen sollen in diesem Buch auf der Grundlage von Feldforschung in der besetzten Ukraine und Online-Recherche untersucht werden.

Der Sammelband „Spuren der Wende in Mittel- und Osteuropa: Geisteswissenschaften und postsowjetische Welten“ soll facettenreiche Einblicke in das deutschsprachige Kulturpanorama in Mittel- und Osteuropa nach der politischen Wende bieten. Mit einem festen Fundament in den historischen deutschsprachigen Kontexten – die hier abwechselnd die ehemalige DDR und die post-sowjetischen Staaten und ihr habsburgisches Erbe beleuchten – sind die Beiträge in drei thematischen Schwerpunkten geordnet: Darstellung der Verwandlung, Vielfältige Gesichter Österreichs und Mitteleuropäische Landschaften. In diesem Dialograum erforscht der Band spezifische Aspekte der Literatur, Philosophie und der mitteleuropäischen Geschichte, sowie ikonografische Texte wie Comics, Fernsehserien und Museumsausstellungen.

Der Aufstieg illiberaler Demokratien in Mittel- und Osteuropa stellt eine ständige Herausforderung für die demokratischen und liberalen Grundsätze der post-aufklärerischen Gesellschaften dar. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen. Das analysiert Roman Krakovsky in seinem Buch „Populism in Central and Eastern Europe“. Vom kaiserlichen Russland des späten 19. Jahrhunderts bis zu Viktor Orbáns Ungarn und Jaroslaw Kaczyńskis Polen soll das Buch einen innovativen Ansatz bieten, um diese dauerhaften politischen Themen anzugehen.
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