Liebe Freunde Osteuropas! Heute dann noch die #Osteuropa-Neuerscheinungen in der Kategorie Roman. Viel habe ich nicht gefunden. Aber sind interessante Bücher dabei.

Isgoi ist russisch und bedeutet Vertriebener. So nennt der Russlanddeutsche Paul Glöckner sein Buch, das nun erschienen ist. Glöckner ist mittlerweile 90 Jahre alt und schreibt über die Wolgadeutsche Republik, aus der er 1941 als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Kasachstan vertrieben wurde. In diesem Roman schreibt über sein Leben.

Und noch ein Buch über Russlanddeutsche in Kasachstan ist im Dezember erschienen. Genauer gesagt eine Graphic-Novel. In „Möge die Welt dein Zuhause sein!“ erzählt die Autorin Lena Wolf mit Hilfe zweiter Illustratoren ihre eigene Familiengeschichte. Sie selbst wuchs noch in der Sowjetunion in Kasachstan auf. Erst später erfuhr sie von den Vertreibungen, den Schikanen, denen die Russlanddeutschen ausgesetzt waren. Mit ihrem Debütwerk erkundet Lena Wolf, wie man einen Ort findet, um dazuzugehören, in einem Land, das ihre eigene Geschichte und Identität ausgelöscht hat.

Patricia Polacco, gebürtige US-Amerikanerin mit russischen Vorfahren, hat ebenfalls eine Graphic Novel herausgebracht. In „A Sea of Gold“ erzählt sie von dem ukrainischen Dorf Cherinovska. Dort züchtet eine Familie über Generationen hinweg Sonnenblumen. Als der Krieg ausbricht, sind sie gezwungen, ihre geliebte Heimat zu verlassen und in die Ferne zu ziehen: Amerika. Mit nichts als den Kleidern auf dem Rücken – und den Samen in den Taschen eines kleinen Mädchens.

Vom polnischen Lyriker Tomasz Różycki ist ein neues Werk in deutscher Übersetzung erschienen. In „Die Glühbirnendiebe“ scheint ein wahres Ostblock-Buch zu sein. Es geht um den Jungen Tadeusz, der hoch oben in einem der spätkommunistischen Gebäude wohnt. Expeditionen sind für den Jungen schwierig, da Gauner ständig die Glühbirnen, die in den langen Korridoren hängen, herausschrauben. Aber – so der Klappentext – „wie soll man da allein durch diese Akropolis aus Beton kommen, wo verborgene Götter auf dich warten …“

Und noch ein Roman, der gefühlt gleich den gesamten osteuropäischen Raum als Vorlage nimmt. In „Die Amazone fährt Fahrrad“ der in Rigas geborenen Autorin Marina Schnurre geht es um die Frau Alina. Sie nimmt uns auf Reisen durch heitere und bedrohliche Stationen ihres Lebens. Erst muss die Familie wegen der Russen aus Riga fliehen, von Berlin geht es auch der Flucht vor den Bomben nach Polen. Dann geht es später mit einer bosnischen Freundin nach Kroatien. Dort schließt sie Freundschaften, hört Geschichten, schreibt sie auf, fotografiert. Findet sie dort, was sie sucht, und zurück zu Paul, der sie noch immer liebt?

Die Zeitschrift Esquire kürte das Buch unter die besten im Herbst 2024. In „The Rest is Memory“ schreibt die US-amerikanische Autorin Lily Tuck über Czesława Kwoka. Das polnische katholische Mädchen ist bereits im Alter von 14 Jahren im KZ Auschwitz ermordet worden. Es geht auch um den barbarischen Kommandanten Rudolf Höss, seine skrupellose Frau Hedwig, den Psychiater und Kinderretter Janusz Korczak und den bissigen polnischen Kurzgeschichtenautor Tadeusz Borowski.

Version 1.0.0

Und zuletzt ist noch eine Anthologie von neun belarusischen Theatertexten erschienen. Die „neue belarusische Dramatik“ gilt seit einigen Jahren im postsowjetischen Raum als eigenständiges Phänomen. Es sind Stücke von bereits bekannten Dramatikern wie Dmitrij Bogoslawskij, Olga Prussak oder Konstantin Steschik sowie neuen Stimmen wie Marija Belkowitsch und Kasja Tschekatouskaja.

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