
Liebe Freunde Osteuropas! Diesmal etwas zu Israel. Ich musste mich endlich in das Nahost-Thema einlesen. Meine Wahl ist auf Noa Tishby’s Buch gefallen. Und es ist wirklich extrem informativ. Ich verstehe die Leute noch viel weniger, die nichts als Hass für Israel übrighaben.
Noa Tishby, die Autorin des im September 2022 erschienen Buches „Israel – Der Faktenchek über das am meisten missverstandene Land der Welt“, war mir bislang vollkommen unbekannt. Diese beeindruckte Frau hat ihre Karriere als Schauspielerin begonnen, wollte in diesem Beruf in den USA groß Karriere machen, als sich das nicht einstellen wollte ist sie eben erfolgreiche Produzentin geworden. Sie ist säkular erzogen, wie es in einem säkularen Staat wie Israel gar nicht so unüblich ist und hat sich lange nicht besonders für ihre jüdische Herkunft groß interessiert. Verschiedene Ereignisse änderten das allerdings und sie wurde mit der Zeit zu einer starken Stimme für Israel. Dieses Buch hat sie geschrieben, um den ganzen Lügen, Verdrehungen und auch dem immer mehr grassierendem Antisemitismus auf der Welt etwas entgegenzusetzen. Und dafür bin ich Noa Tishby sehr dankbar.
Ich kannte mich vor der Lektüre des Buches jetzt nicht wirklich besonders gut mit der Geschichte Israels und der umliegenden arabischen Staaten aus. Vor kurzem kritisierte jemand auf Tiktok meinte pro-Israel-Haltung mit der Gründung Israels und der Vertreibung von 700.000 Palästinensern. So richtig darauf reagieren konnte ich nicht. Vertreibung ist natürlich nichts Gutes. Was soll man da schon gegen sagen? Aber durch die Lektüre von Tishbys Israelbuch fühle ich mich nun topinformiert und wundere mich, wie man durch das Weglassen von simplen historischen Fakten die Wahrheit so verdrehen kann. Kurz zusammengefasst: Als Großbritannien sein Mandat an die UN angegeben und das Land im Nahen Osten verlassen hat, begannen die arabischen Staaten sofort einen Krieg gegen das frisch gegründete Israel. Die Araber in Israel sollten auf Anweisung der arabischen Staaten erstmal den Staat verlassen, sobald die Juden ausgerottet sind, können sie wieder zurückkehren. Doch die Israelis gewannen den Krieg und hatten nun ein – wie ich finde – berechtigtes Interesse, dass sie eine Bufferzone zu den arabischen Staaten haben. Und übrigens: Nakba, wie die Palästinenser die Vertreibung heute nennen, hatte zu Beginn die Bedeutung „selbst verschuldete Katastrophe“. Den Arabern war also durchaus klar, dass die Vertreibung die Schuld der Araber war, nicht der Israelis. Das Argument der Vertreibung wird noch absurder, wenn man bedenkt, dass 150.000 Araber sich entschlossen, in Israel zu bleiben, wo sie übrigens volle Rechte genießen, wie jeder Bewohner Israels.
Tishby beginnt erst mit ihrer eigenen Lebensgeschichte und besonders Momenten, die ihr Leben und ihre Identität als Jüdin geprägt haben. Sie gibt einen wirklich sehr ausführlichen geschichtlichen Bericht der Juden ab, von der Zeit vor der Vertreibung im 1. Jahrhundert nach Christus und dann ungefähr ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der der Glaube an einen eigenen Staat für die Juden immer mehr gedanklich Gestalt annahm.
Vor der Lektüre habe ich mich aber auch gefragt: Wird Tishby auch auf die Araber, auf Gaza, auf das Westjordanland eingehen? Oh ja! Auf jeden Fall! Und zwar auch ziemlich selbstkritisch. Durch Tishby habe ich gelernt, dass die Araber in Gaza, im Westjordanland und anderen Teilen der arabischen Welt rund um Israel verschiedene Volksgruppen sind. So ein einheitliches palästinensisches Volk gibt es (noch) nicht.
Ausführlich geht sie auch auf die politische Kampagne BSD (steht für Boycott, Divestment and Sanctions) ein, die sich stark bei US-amerikanischen Universitäten breit macht und zum Schrecken Tishbys und ehrlich gesagt auch meinem immer mehr Anklang findet. Vordergründig will BDS für „Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit“ kämpfen. In Wirklichkeit geht es er Organisation aber um einen Wirtschaftskrieg gegen Israel. Das geht sogar so weit, dass sie arabische Personen oder Unternehmen boykottieren wollen, die mit den Israelis zusammenarbeiten.
Ich finde es erstaunlich, wie viel (neues) Wissen ich durch das gut 400-Seiten-Buch der Autorin hinzugewinnen konnte. Ausführlich bespricht sie die Geschichte ihres Landes und spricht auch die (selbst für sie) unangenehmen Themen wie etwa den Siedlungsbau an. Ihr Ausblick am Ende ist vorsichtig optimistisch. Aber es ist ja auch gut ein Jahr vor dem 7. Oktober 2023 erschienen. Ob Tishby den Schluss anders schreiben würde? Ich weiß es nicht.
Wie ihr wisst, liegt meine Expertise in Osteuropa. Ich habe jetzt also keinen Überblick über die Literatur über Israel und den Nahost-Konflikt. Es gibt sicherlich noch viele weitere gute Bücher. Aber wer sich umfassend über Israel informieren will, ist bei Noa Tishbys Buch auf jeden Fall an der richtigen Stelle.
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