Liebe Freunde Osteuropas! Kennt ihr das, wenn ein Buch bei euch lange ungelesen rumliegt. Und wenn es endlich anfangt, euch beim Lesen der Gedanke kommt: Warum lese ich dieses hammergute Buch erst jetzt? So ein Buch ist „Im Schatten des Krieges“ von Christoph Brumme.

Christoph Brumme ist ein deutscher Schriftsteller, den es 1999 das erste Mal in die Ukraine verschlagen hatte. Seit einigen Jahren lebt er mit seiner Familie in dem Land, in der 300.000-Einwohner-Stadt Poltawa, gute zwei Autostunden von Charkiw entfernt. Die Jahre in der Ukraine machen Brumme zu einem echten Kenner der ukrainischen Gesellschaft. Was das Buch aber vor allem ausmacht, ist sein klarer Blick auf die deutschen Verhältnisse. Die deutsche Politik, die maßgeblich in die Katastrophe geführt hat, mit der die Ukrainer nun täglich mit ihrem Leben büßen müssen.

Brummes Buch „Im Schatten des Krieges“ ist ein Tagebuch, dass am 25. Januar 2022 – also gut einen Monat vor der Vollinvasion – beginnt und am 1. Mai 2022 endet. Es ist voller Gespräch mit Ukrainern, wie sie denken, wie sie fühlen und vor allem immer wieder, was sie über uns Deutsche denken. Mit Brumme spricht da ein echter Kenner der Ukraine, der klar sagt, was ist. Der die Fehler deutscher Politik klar benennt und beschreibt, was sie für die Ukraine für Folgen hatte.

Als Schriftsteller schreibt er auch regelmäßig für Zeitungen und wird demensprechend oft um Kommentare und Beiträge gebeten. Doch mitunter nerven ihn die Fragen wie etwa die Stimmung unter den Ukrainern sei und wie lange die denn kämpfen würden. Aus den Fragen ist immer wieder die Ahnungslosigkeit westeuropäischer Journalisten zu erkennen, die nichts über die Ukraine oder Russland wissen. Das zeigt auch bei einer Karte die der Spiegel online veröffentlicht, um den Frontverlauf zu zeigen. Laut dieser Karte müsste Poltawa schon längst eingenommen sein, was es gar nicht war.

Brumme erklärt klar, was das für ein 40-Millionen-Volk ist. Interessant etwa, wie er schreibt, wie sehr die Ukrainer zusammenhalten, sich gegenseitig helfen. Soziales Engagement ist quasi Pflicht in der Ukraine. Jeder hilft dem anderen. Hat man jetzt aktuell nach dem russischen Beschuss auf das Kinderkrankenhaus in Kyjiw gesehen. Oder wie falsch etwa Putin die Ukrainer eingeschätzt hat. So schreibt Brumme, dass Putin auch deshalb den 24. Februar für die Invasion gewählt hat, weil tags davor der Tag des Verteidigers des Vaterlandes ist. Ein Tag, an dem die Soldaten gerne viel trinken. Mag das auf russische Soldaten zutreffen, gilt das noch lange nicht für das „Brudervolk“.

Würde sich die Qualität eines Buches daran bemessen, wie viele Passagen sich für Zitate auf meinem X-Account anbieten, spielt Brummes Buch ganz oben in der Topliga. Für Ukraine-Unterstützer ist das Buch ein absolutes Muss. Hier erfahrt ihr so viel über die Ukrainer, über den Blick auf Deutschland und unsere fürchterlichen Fehler.

Für mich persönlich hat es Brumme aus dem Stand geschafft, zu den besten „ukrainischen“ Schriftstellern aufzusteigen. Sobald ich die Zeit finde, muss ich unbedingt „111 Gründe, die Ukraine zu lieben: Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt“ und „Auf einem blauen Elefanten: 8353 Kilometer mit dem Fahrrad von Berlin an die Wolga und zurück“ lesen. Und ihr solltet das am besten alle auch.

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