
Liebe Freunde Osteuropas! Die Geschichte der Ukraine und Russlands sind für viele ein weißer Fleck. Ende 2023 ist ein Buch erschienen, das so klar und präzise den Weg der Ukraine der letzten drei Jahrzehnte nachzeichnet, wie ich es so noch nie gelesen habe. Meine Rezension:
Die Rede ist von „Russia and Ukraine: Entangled Histories, Diverging States“ der beiden Politikwissenschaftlerinnen Maria Popova und Oxana Shevel. In ihrem Buch wollen uns die beiden zeigen, welchen Weg die Ukraine (aber auch Russland) nach 1989 gegangen sind, und wie dieser Weg am Ende zu dem heutigen Krieg in der Ukraine geführt hat.
Was mich besonders an dieses Buch gefesselt hat, ist sein Faktenreichtum. Popova und Shevel haben wirklich tiefgründig recherchiert. Sie beschreiben detailliert die einzelnen Präsidentschaften in der Ukraine, die Politik des Landes, was wieso aus welchem Grund passiert ist. Immer mit Zahlen aus Umfragen und Statistiken belegt, die mir nie trocken daherkamen oder mich überforderten, sondern wirklich einen klaren Blick auf die Geschehnisse freilegen.
Was ich dem Buch noch sehr positiv anrechne, ist, dass die beiden nicht nur gut beschreiben, was geschehen ist, sondern auch darüber schreiben, was hätte sein können. Wie hätte der Krieg in der Ukraine abgewendet werden können? Trifft den Westen eine Mitschuld? Was hätte in Russland passieren müssen, dass die beiden Staaten (Ukraine und Russland) sich nicht so auseinander entwickelt hätten. Diese Überlegungen von Popova und Shevel sind nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, sondern wirken auf mich wie wirklich mögliche Optionen, in welche Richtung es hätte gehen können.
Und auch der beginnende Krieg im Osten der Ukraine 2014 wird dort detailliert beschrieben. Wenn ihr also mal mit „Ja, aber die Ukraine hat im Osten eigene Leute beschossen“, „Ja, aber Azovstal“, „Ja, aber Nazis in der Ukraine“ konfrontiert werdet. In diesem Buch findet ihr die richtigen Antworten, was wirklich los ist, beziehungsweise war.
Wer den Krieg, den Russland aktuell gegen die Ukraine führt, besser verstehen will, für den ist dieses Buch Pflichtlektüre. Es gibt schon viele Bücher über den Krieg in der Ukraine, aber das von Popova und Shevel gehört zu den Besten, was es aktuell zu lesen gibt. Ihre präzise Analyse zu den Ereignissen dieses Krieges und den Jahrzehnten davor kommt in diesem Buch in so geballter Form vor, dass ich es quasi schon als Standardwerk über Russlands Krieg in der Ukraine empfehlen würde.
P.S.: Man sollte schon recht gute Englischkenntnisse für das Buch mitbringen. Es ist wohl aber auch eine deutsche Übersetzung geplant. Sobald ich Genaueres weiß, werde ich es euch wissen lassen.
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