Die österreichische Journalistin Susanne Scholl hat ein schmales Büchlein von gerade mal 46 Seiten herausgebracht. Warum „Über einen notwendigen Krieg – Warum das System Putin besiegt werden muss“ sich trotz der wenigen Seiten lohnt. Hier meine Rezension:

Susanne Scholl ist eine mit Preisen überhäufte Journalistin. Viele Jahre berichtete sie aus Moskau, war auch in Tschetschenien, wo sie sogar von den russischen Behörden einmal festgenommen wurde. Und mit mittlerweile 73 Jahren ist sie immer noch fleißig am Schreiben. Russlands Krieg gegen die Ukraine erinnert Scholl sehr an ihre Berichterstattung in Tschetschenien. Auch damals führte Putin Krieg gegen ein Nachbarland. Die Gräuel, die Scholl nun in der Ukraine sieht, wecken ihre Erinnerungen an früher auf. Und die kommt zu dem Schluss: „Nur ein Ende des System Putins kann diesen Krieg beenden.“

Doch Scholl war nicht immer der Ukraine so nahe, wie es spätestens seit dem 24. Februar ist. All ihre vier Großeltern haben den Holocaust nicht überlebt. Und da es auch in der Ukraine Antisemitismus gibt (von einer Erfahrung berichtet sie in ihrem Buch), sieht sie das Land erstmal distanziert. Das heißt aber nicht, dass sie nicht über das Land berichten wollte. Schon vor 2014 wollte sie für ihren Sender aus der Ukraine berichten. Doch ihr Chef sagte ihr, dass die Ukraine keinen interessiere.

Scholl hat hier ein sehr persönliches Buch geschrieben: Sie gibt ihre Gedanken zum Krieg in der Ukraine wieder, ihre Meinung zu Putin und Russland. Aber auch den Westen kritisiert sie, wenn es um dessen Blickweise auf das Land, das damals noch Sowjetunion hieß. Ein Land, in dem es neben der sowjetischen Nomenklatura und den Dissidenten noch einen Großteil an Menschen gab, die sich ihr Leben im Sowjetsystem eingerichtet haben, weil es eben nicht anders ging. Und eben diese Menschen vom Westen nicht beachtet wurden. Dabei war es die größte Volksgruppe, von der wir hier im Westen nichts sehen und nichts wissen wollten. Ein wirklich lesenswertes Büchlein.

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