Liebe Freunde Osteuropas! „Welche Fehler hat der Westen gegenüber Russland gemacht?“ Diese Frage will Stefanie Babst in ihrem Buch „Sehenden Auges – Mut zum strategischen Kurswechsel“ beantworten. Herausgekommen ist ein Buch, das präzise die Fehler beschreibt. Meine Rezension:

Stefanie Babst hat selbst mehr als zwei Jahrzehnte in verschiedenen Führungspositionen in der Nato gearbeitet. Sie nimmt uns mit zu Besprechungen, Entscheidungsfindungen der Nato und erklärt uns deren Strukturen und woran es an einer effektiveren Arbeit in der Nato krankt. Denn die Nato ist eine jahrzehntealte Organisation, stetig um weitere Mitglieder gewachsen, doch in ihren Strukturen nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

So beschreibt Babst wie ewig lange Meetings mit penibel eingehaltenen Standardprozeduren Entscheidungsfindungen stark in die Länge gezogen werden. Dabei ist es natürlich nicht so, dass man sich in der Nato keine Gedanken darüber gemacht hat, wie man für die Zukunft besser und effektiver arbeiten kann. Aus diesem Grund wurde Babst im Sommer 2012 Leiterin eines Teams zur Krisenvorausschau, um – wie sie es im Buch schreibt – die „blinden Flecken“ in der allgemeinen Nato-Wahrnehmung zu suchen und zu finden. Und bereits ein Jahr später stand eine militärisches Vorgehen Russlands gegen die Ukraine als mögliche Option im Raum.

Babst benennt in ihrem Buch klar die Stärken und die Schwächen der Nato, ebenso der deutschen Bundesregierung(en) und wie sie in den vergangenen Jahrzehnten für die Verteidigungspolitik stark vernachlässigt hat. Von der Leyen und Kramp-Karrenbauer kommen in dem Buch nicht gerade gut weg.

Was mich an dem Buch überaus überrascht hat, ist der Teil über Russland und Putin. Selten habe ich so eine präzise und klare Beschreibung der Putinschen Politik gelesen. Das könnte man quasi auslagern und als kleines Büchlein rausbringen mit dem Titel „Alles was Sie über das heutige Russland und Putin wissen müssen“.

Das Buch ist immer wieder kurz unterbrochen von persönlichen Erinnerungen der Autorin an konkrete Ereignisse bei ihrer Arbeit in der Nato. Die Frage ganz am Anfang der Rezension stammt aus einer dieser Erinnerungen. Diese Frage wird Babst auf einer Unternehmerkonferenz gestellt.

Zum Abschluss gibt Babst einen Überblick, was nun in Zukunft geschehen muss. Klar muss die Ukraine weiter unterstützt und Russlands kriegerische Ambitionen eingedämmt werden. Zudem muss verstärkt auf die direkten Nachbarn der Ukraine geachtet werden und Staaten auf dieser Welt, die weiterhin mit Russland Handel treiben, klarer gemacht werden, auf welcher Seite sie eigentlich stehen wollen.

Das Buch ist so voll mit Informationen gepackt, dass ich mich frage, wie das auf gut 270 Seiten gepasst hat. Wer mehr über die Strukturen der Nato erfahren will und wie dieses Verteidigungsbündnis in den vergangenen 20 Jahren eine Gelegenheit nach der anderen verstreichen ließ, stärker auf Russland zu reagieren wie auch einfach mal klar erzählt bekommen möchte, was in Russland jetzt eigentlich Sache ist, der ist bei diesem Buch definitiv an der richtigen Adresse. Meine Empfehlung hat das Buch!

Avatar von thomasleurs

Published by

Categories:

Hinterlasse einen Kommentar