Liebe Freunde Osteuropas! Ich habe wieder ein fantastisches Buch gelesen. Es geht um „Revanche: Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat“ des Journalisten Michael Thumann. Meine Rezension:

In seinem Buch beschreibt Thumann, was in den vergangenen 30 Jahren so alles in Russland passiert ist und wieso Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat. Thumanns Grundthese: er will Rache. Rache am Westen, Rache an den USA, Rache an seinen inneren Feinden, wie etwa an dem Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.

Das Buch ist deshalb so lesenswert, weil Thumann viele eigene und persönliche Erfahrungen, sei es mit Größen wie Putin oder Erdogan, sei es mit den Bekannten aus Moskau oder anderen Städten. Auch seine Impressionen aus der russischen Hauptstadt – dort lebt er ja schon sehr lange – sind äußerst interessant. Etwa, dass sich – wenig überraschend – so viel für die Russen nicht verändert hat. Viele westliche Geschäfte sind verschwunden, Putin steuert aber mit russischen Geschäften gegen. Auch wenn der McDonalds-Klon „Vkusno i tochka“ sich mit verschimmelten Brötchen im Netz lächerlich machte. Die Menschen merken nicht wirklich die Sanktionen – noch nicht.

Was mich erstaunte, ist, dass die Russen sich in Moskau auch nicht positiv über den Krieg äußern, selbst wenn sie in positiv sehen. Zu politischen Themen will lieber nicht mehr etwas sagen, wenn man für jede Kleinigkeit ins Gefängnis kommen kann. Die Menschen ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück, und verlassen das Land, wenn sie die Möglichkeit haben.

Doch wie konnte es so weit kommen? Was ist in Russland passiert, dass der Herrscher im Kreml so am Rad dreht? Thumann beleuchtet mehrere Aspekte. Einmal natürlich Putin, wie er schon mit Krieg führen an die Macht gekommen ist und nach den Protesten 2011/12 jede Gegenstimme schnell mundtot machte und Nawalny direkt am Flughafen verhaften ließ, als dieser nach seiner Vergiftung von Berlin nach Russland zurückkehrte. Ein anderer Aspekt sind die Medien in Russland, die ihren Teil zur Radikalisierung und Zombifizierung der Menschen beigetragen haben. Thumann stellt etwa genauer Margarita Simonjan und Wladimir Solowjow vor, deren genauen Biografien mir bis dahin auch noch nicht so bekannt waren.

Zudem hat Thumann mit ukrainischen Flüchtlingen in der russischen Stadt Pskow gesprochen, er berichtet über die Straflager in Russland, die sich seit den Zeiten des Gulags kaum verändert haben und aus denen ja auch viele Rekruten für den Krieg in der Ukraine eingezogen werden.

Insgesamt ein guter Mix auf Putin- und Russlandbiografie, gepaart mit vielen persönlichen Eindrücken Thumanns über die Menschen dort. Selbst ich habe viel Neues in dem Buch gelesen. Absolut empfehlenswert.

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