
Liebe Freunde Osteuropas! Andrej Kurkow hat mittlerweile seinen festen Platz in der ukrainischen Literatur. Einer seiner ersten Romane ist „Picknick auf dem Eis“, in dem der Autor einem die korrupten 90er Jahre in der Ukraine näherbringt. Meine Rezension:
Hauptfigur des im Jahr 1999 in deutscher Sprache erschienenen Romans ist Viktor. Er ist ein Tagträumer, will Romane schreiben, ihm fehlt aber die Inspiration und Ausdauer. Da erhält er von dem Chefredakteur einer Zeitung einen lukrativen Auftrag. Er soll Nachrufe von berühmten Personen schreiben. Viktor schreibt schnell und gut. Doch Geld gibt es erst für veröffentlichte Texte und die Nachrufe erscheinen erst nach dem Tod der Person. Aber es stirbt niemand. Bis Viktor mit einem Freund seines Chefs spricht.
Der Roman wird wirklich sehr ruhig erzählt. Denn das eigentlich Dramatische geschieht ja im Hintergrund. Dass Menschen ermordet werden – der klassische Fenstersturz – ist auch dabei, erfährt der Leser und Viktor ja erst durch den Nachruf der Zeitung. Was wirklich genau im Hintergrund läuft, bleibt deshalb stark im Verborgenen.
Gleichzeitig bietet der Roman auch eine Art Familien- und Liebesgeschichte. Denn schon bald muss sich Viktor um die Tochter (Sonja) seines Bekannten kümmern. Um Zeit zum Schreiben zu finden, stellt er bald Nina als Kindermädchen ein. Mit ihr beginnt er nach und nach eine Beziehung, die aber erstaunlich unromantisch daherkommt.
Und zuletzt fehlt noch eine der Hauptfiguren und Titelgeber des Romans: der Pinguin. Einer dieser weiß-schwarzen Tiere lebt nämlich bei Viktor mit in der Wohnung, als der Zoo kein Geld mehr hat und die Tiere deshalb an Privatpersonen abgibt. So lebt das Tier mit in seiner Wohnung, wird regelmäßig mit gefrorenem Fisch gefüttert und die kleine Sonja hat einen Spielgefährten.
Ich muss zugeben, dass ich nach dem Lesen das Gefühl habe, nicht alles verstanden zu haben. Irgendeine besondere Bedeutung muss der Pinguin haben, ich komme nur nicht drauf. Auch gibt es in dem Buch mehrere Figuren, die nur kurz auftreten, aber auch ihren Teil zum Mosaikbild, den der Roman über die ukrainische Gesellschaft der 90er Jahre zeichnet, beitragen.
Da ist etwa Pidpalyj, ein alter Mann, der sich sehr gut mit Pinguinen auskennt und Viktor viel wissenswertes über die Tiere erzählt. Pidpalyj bittet Viktor auch am Ende seines Lebens, er sollte nach seinem Tod all seine Manuskripte und alles, was sich in seiner Wohnung befindet verbrennen. Ob er das am Ende wirklich tut, will ich mal nicht spoilern. Und dann ist noch der Polizist Stepanenko, der sich Fischbein nennt. Auf dem Pass hat er sich zum Juden gemacht, um leichter ausreisen zu können. Doch als er sah, wie die Emigranten im Westen lebten, kehrte er wieder in die Ukraine zurück.
Der Roman war jetzt nicht das mega Highlight für mich, aber doch sehr interessant geschrieben. Wer gerne Geschichten liest, die auch etwas ruhiger geschrieben sind und an vielen Stellen sehr subtil ist, der kann es sich durchaus mal besorgen.
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