
Liebe Freunde Osteuropas! Morgen erscheint mit „Geschichte des Balkans – Von den Anfängen bis zu Gegenwart“ ein neuer Teil der Beckschen Reihe. Darin beschreibt Marie-Janine die wechselhafte und spannende Geschichte über die Halbinsel im Südosten Europas. Meine Rezension:
Calic ist Professorin für ost- und südosteuropaäische Geschichte an der LMU München und hat bereits mehrere große Werke über den südosteuropäischen Raum herausgebracht, darunter „Südosteuropa“ (2019), „Geschichte Jugoslawiens“ (2020) und „Tito – Der ewige Partisan“ (2020). Mit „Geschichte des Balkans“ legt sie nun ein schmales Büchlein von 124-Netto-Seiten vor, in der sie die gesamte mehr als 1000 Jahre dauernde Geschichte der Region darstellt. Und das gilt ihr wie ich finde sehr gut.
Zuerst geht sie auf Begrifflichkeiten ein. Was ist der Balkan, wie wird er sonst noch bezeichnet und warum? Auch wie früher der Bereich im Südosten Europas erforscht wird und was heute die Themenschwerpunkte sind, wird thematisiert.
Dann geht es Schritt für Schritt durch die Geschichte. Von den antiken Anfängen mit den griechischen Stadtstaaten und dem Alexanderreich, über die Bedeutung von Byzanz für die Region, mittelalterliche Herrscher und die zunehmende Christianisierung, der Machtzuwachs einzelner Staaten wie Serbien, Bulgarien und Bosnien durch das schwächelnde Byzanz. Das Vordringen der Osmanen, das Entstehen von Nationalstaaten im 19. Jahrhundert bis zur Zeit der beiden Weltkriege, Titos Jugoslawienstaat und dessen Zerfall Ende der 1980er beziehungsweise Anfang der 1990er Jahre. Abschließend gibt es noch ein kleines Kapitel über die europäischen Perspektiven auf dem Balkan.
Calic schreibt selbst, dass sie bei der beschränkten Seitenzahl „eine exemplarische Vorgehensweise“ wählte mit dem „Mut zur Lücke“. Das gelingt ihr bravourös. Man hat nie das Gefühl, dass es große Sprünge zwischen den Kapiteln gibt. Sie beschreibt das Wesentliche, es liest sich von Anfang bis Ende sehr flüssig. Und wer sich noch weiter Einlesen will, findet hinten eine kleine Leseliste. Da wäre es vielleicht schön gewesen, wenn nach Kapiteln sortiert die passende Literatur aufgelistet worden wäre. Aber das ist schon meckern auf hohem Niveau. Wer bislang wenig über den Balkan weiß, dem ist es als Einstieg sehr zu empfehlen. Und wer sich bereits ein wenig auskennt, für den ist es sicher auch etwas. Nochmal alles kompakt vor Augen geführt zu bekommen, hat ja auch was. Klare Leseempfehlung.
P.S.: Und wer noch mehr über den Balkan erfahren will. In der Ausgabe der GEO Epoche, die am 2. August 2023 erschienen ist, geht es auch um den Balkan.
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