Liebe Freunde Osteuropas! Ich habe einen tollen Roman durchgelesen. Diesmal geht es nicht um die Ukraine oder Russland, sondern um Polen. Es geht um den Roman „Der Wisent“ von Konrad Bogusław Bach. Eine Rezension:

Bach ist eigentlich von Beruf Lehrer. Sein Name lässt erahnen, in Polen ist er geboren, aber in Deutschland aufgewachsen, quasi zwischen zwei Kulturen. Und das lässt er alles in seinen Debütroman „Der Wisent“ einfließen. Worum geht es in dem Buch?

Es erzählt die Geschichte von Heniek und seinem Freund Andrzej. Henieks Frau Beatka hat sich nach Holland abgesetzt, vordergründig um Geld zu verdienen, aber sie kommt plötzlich nicht mehr zurück. Heniek macht das nervös und so entschließen sich Heniek und Andrzej auf die Reise in das kleine Domburg zu machen. Da wird das Buch zu einem verrückten Roadtrip, in dem den beiden Polen allerhand verrücktes passiert, sie Kontakt mit sehr deutschen Deutschen – also Nazis – machen, einem polnischen Priester, der den beiden nur widerwillig helfen will und Studenten, für die das Reisen quer durch Europa eine Selbstverständlichkeit ist. Ob die beiden Domburg am Ende erreichen und ob Henieks Frau Beatka wieder zu ihm zurückkehrt, lasse ich mal offen. Will ja nix spoilern.

Also die erste Hälfte fand ich das Buch ganz ok, weil sie irgendwie so durch Deutschland reisen, allerhand seltsames passiert und ich nicht so wirklich wusste, was der Roman denn jetzt bitte mir eigentlich sagen will. Im zweiten Teil wurde er dann aber noch so gut.

Er beeindruckt auf mehreren Ebenen. Einerseits fand ich es schön, dass man auch das ein oder andere Politische über Polen erfährt. Etwa, dass die Bürgerplattform, die vor der PiS die Regierung stellte, Autobahnen bauen ließ, aber den billigsten Anbieter genommen hatte: die Chinesen. Das hatte ich am Ende gerächt, denn die Arbeiten waren nicht gut und der Staat musste einspringen. Und die PiS schlachtet das natürlich gnadenlos aus.

Ein weiterer Punkt sind die beiden Hauptfiguren Heniek und Andrzej. Kennen sich schon ewig und sind gute Freunde. Leben ihr ganzes Leben lang in dem kleinen (glaube fiktiven) Dorf Gajerudki. Die Reise quer durch Deutschland ans holländische Meer wird aber auch zur Belastungsprobe für ihre Freundschaft. Den das ein oder andere Geheimnis wird auf der Reise noch gelüftet. Vor allem im zweiten Teil des Buches entwickelt sich eine richtig gute Charaktertiefe.

Wer sich für Polen interessiert, aber auch gut geschriebene Charakterzeichnungen, sei das Buch sehr zu empfehlen. Als Debütroman ist das Buch wirklich sehr gelungen. Habe schon wesentlich schlechtere Debüts gelesen.

Ach ja, ihr fragt euch sicher noch, warum das Buch „Der Wisent“ heißt. Ja, das Tier kommt in dem Buch natürlich. An welcher Stelle genau und warum überhaupt, lest es selbst.

Und ein schönes polnisches/ukrainisches Volkslied kommt in dem Roman vor. Also zum Abschluss noch ein kleiner Ohrwurm. Hej hej hej…

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