Liebe Freunde Osteuropas! Ich habe meinen ersten Plokhy durch. In „Das Tor Europas: Die Geschichte der Ukraine“ nimmt uns der Ukraine-Experte Serhii Plokhy mit auf nahezu 45.000 Jahre Geschichte. Meine Rezension:

Plokhy fängt bei seinem Buch quasi mit Adam und Eva an. Also was wissen wir über die ersten Besiedlungen im Gebiet der heutigen Ukraine. Was erzählen uns die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen über die Menschen, die dort gelebt haben. Die ersten Menschen müssen wohl 45.000 v. Chr. in die Region gekommen sein. Die ersten Schriften über das Land haben wir von Herodot, antiker Geschichtsschreiber, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte.

Dann geht Plokhy Jahrhundert für Jahrhundert durch die ukrainische Geschichte. Von der Gründung der Kyjiwer Rus, dem Mongolensturm, die Kosaken, der Chmelnyzkyj-Aufstand, die Schlacht bei Poltawa 1709, die schwierige Lage der Ukraine im 17., 18. Und 19. Jahrhundert zwischen den Großmächten zu bestehen, der Geburt der Nation Anfang des 20. Jahrhunderts, über den Kommunismus, Stalin bis in die Post-Sowjetzeit und den Krieg in der Ukraine, den Russland 2014 begann.

Was das Buch so besonders macht, ist, dass Plokhy alles konsequent aus der Sicht der Ukraine erzählt. So bekommt man eine Ahnung davon, wie lange schon die Ukraine um ihr Existenzrecht kämpft, wie es mit den Kosaken schon vor mehreren Hundert Jahren Völker in der Ukraine gab, die einen unabhängigen Staat wollten, aber einerseits selbst zu schwach und auch zu zerstritten waren. Dass der ständige Kurswechsel der Kosaken – mal ein Bündnis mit dem Zarenreich, dann mit Polen, dann wieder mit dem Zarenreich – schwächte das schwache ukrainische Staatengebilde immer mehr.

Das Buch liest sich, obwohl es von einem Historiker geschrieben wurde, erstaunlich flüssig. Plokhy geizt natürlich auch nicht mit Zahlen, historischen Persönlichkeiten und geschichtlichen Daten, doch er schafft es alles in einem schönem Plauderton zu erzählen, als würde man mit ihm an einem knisternden Kamin sitzen und Plokhy sagt: So Junge, ich erzähle dir heute mal ein bisschen was zur Ukraine.

Wer sich selbst sagt, ich möchte gerne alles über die Ukraine wissen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es ist mit seinem 540 Netto-Seiten recht umfangreich, wird aber an keiner Stelle langweilig und gibt einem einen Einblick in die ukrainische Geschichte, wie ich es selten gelesen habe.

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